7. März 2007

Zugfahrten in England!

In den 8 Monaten, die ich in England verbrachte war das Hauptverkehrsmittel, das ich nutze die englische Bahn. Die Bummelzüge von Clitheroe nach Blackburn zur Schule, die etwas fixeren Züge von Blackburn nach Manchester, wenn wir abends weg sind, oder nachmittags in die Stadt, ins Kino usw. Dann habe ich auch den selben Zug genommen, wie den, der letzte Woche entgleist ist, nämlich den Virgin Train Express zwischen Glasgow und London. Ich nutzte ihn jedesmal, wenn ich nach Hause flog, bzw. in die andere Richtung, wenn ich wieder nach England geflogen war. Der Zug hatte den Vorteil, dass er viel schneller war, als diese Greyhound Busse (ok, das war nun das amerikanische Wort dafür, mir fällt gerade nicht ein wie die in England heißen). Einmal habe ich den Bus genommen, aber ich sage Euch Leute, nie wieder. Der fuhr abends um 23 Uhr los um morgens um 5.30 Uhr am zentralen Busbahnhof in London zu sein. Von dort dann noch den Stansted Express, der keine Ermäßigung gab und dann hundemüde am Flughafen gesessen. also, dann ab dem zweiten Mal das ganze mit dem Zug. Von Clitheroe nach Blackburn, von dort nach Bolton und dort in den Zug nach London. Ankunft am Bahnhof Euston, von dort den Stansted Express Zug, der relativ günstig war, wenn man ein Hin- und Rückfahrt Ticket im Voraus löste und dann kam man ganz relaxed am Flughafen Stansted an. Man hatte gewöhnlich genug Beinfreiheit, keinen Nebenmann, der einen wegdrängelte, wenn man rechtzeitig reservierte ;o), und man konnte aufstehen und sich bewegen auf dieser langen Fahrt.
So lief es die ganzen 5-6 Male, bis auf einmal. Mein Vertrauen in die englische Bahngesellschaften, die wie ihr wisst alle in privater Hand sind, war schon anfangs nicht so toll, nachdem ich einige Berichte im Internet über Pannen, marode Schienennetze und all diese Dinge gelesen habe.
Es war der Fahrt in meinen Heimaturlaub, also kurz vor Weihnachten 2002. Ich fuhr besagte Strecke mit den kleineren Zügen und kam in Bolton an. Als ich den Zug einrollen sah, dachte ich schon bei mir: "Also irgendwie schlingert diese Lokomotive seltsam auf den Schienen. aber das bildest du dir sicher nur ein." Also ich mit meiner Tasche in den Zug, meinen Platz gesucht, hingesetzt, ein Buch rausgeholt und angefangen gelesen. Dazwischen ein bisschen in der trüben Gegend rumgeschaut und mit meiner äußerst netten Mitfahrerin (ca. 25) und ihrem Sohn (5), die mir gegenüber saßen, unterhalten. Ihr wisst ja, dass es in England kaum schneit, sondern der Winter dort grau ist mit einem ständigen Nieselregen? Als mir das zu langweilig wurde, habe ich etwas gegessen, meine Vermieterin hat mir immer tolle Sandwiches mitgegeben, Anne und George waren sehr lustig, aber das lest ihr in einer anderen Anekdote. Auf einmal fing der Zug an zu rumpeln, der Schaffner sagte durch den Lautsprecher, dass es einen "kleineren" technischen Defekt gebe, aber wir weiterfahren können, allerdings etwas langsamer und somit ca. 30 Minuten Verspätung hätten. Damit fing das Drama erst an, ich sag's Euch. Etwa 10 Minuten später gab es einen Knall, der Zug ruckelte, neigte sich extrem nach links und kippte wieder zurück auf die Schienen. Alles flog von den Sitzen, den oberen Behältern für die Koffer, Babys fingen an zu schreien und einige brüllten vor lauter Panik. Ichblieb sitzen, sagte zu der jungen Dame und ihrem kleinen Sohn mir gegenüber, dass nun wieder alles ok sei und sie einfach sitzen bleiben sollte, es gebe kein Grund nun noch Panik zu bekommen. Sie lächelte und sagte: "Thank you, Sir!" Der Kleine kam zu mir rüber und drückte mich und wir fingen an MauMau auf englisch zu spielen. Ich habe vorher schon mit ihm geredet und gespielt, also dachte er nun erst recht, wenn der Zug steht. Sie war alleinerziehende Mutter und erzählte mir, dass er seinen Vater vermisste, d.h. er hatte eigentlich nie einen. Also war jeder nette Mann, der ungefähr im gleichen Alter seiner Mutter war, jedesmal sein Ersatzvater. Dann kam eine Durchsage, die Lokomotive sei kaputt, wir warten auf eine neue und werden dann in den nächsten Bahnhof gezogen und dort wird sie ausgetauscht, es dauert ca. eine Stunde bis wir wieder auf dem Weg nach London sind. Ich atmete erleichtert auf, denn ich hatte all meine Zug- und Busfahrten so geplant, dass ich noch mindestens 3 Stunden Aufenthalt in London hatte zum Essen, rumlaufen, bummeln und südenglischem Bier probieren. ;o) Nun ihr glaubt doch nicht, dass es bei der einen Stunde blieb? Damit habt ihr auch recht, denn es dauert 3 Stunden. wir standen 2 Stunden mitten in der Landschaft und nichts bewegte sich, kein Zug kam vorbei, nichts. Als Entschädigung bekamen wir dafür jeder Fahrgast einen Tee. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass die Elektroniksoftware einen Fehler hatte, somit das Aggregat gesponnen hat (daher das Gebrummel in Bolton) und danach auch die Klimaanlage und der Strom ausfiel. Daher bekamen wir nun EINEN Tee 3 Stunden, das war wirklich sehr großzügig. Ok, wir sind zu dritt je einmal hin und bekamen so 3 Tees. Man musste nur das Ticket vorzeigen und jeder hat dann für den Rest seiner Familie Tee geholt. ;o) Als all dies vorbei war, kamen wir also mit 3,5 Stunden Verspätung in Euston an, ich eilte zu meinem nächsten Zug, der Gott sei Dank in dem Moment abfuhr, ich rannte in Stansted die Treppen hinauf, eilte zu meinem Abflugschalter, checkte gerade noch rechtzeitig ein, als aller aller letzter bevor der Schalter geschlossen hätte und war 25 Minuten später im Flugzeug und schlief den ganzen Flug über bis nach Hahn.
Als ich daheim war fiel mir dann wieder der letzte Satz des Kleinen ein: "You are nice, Darsten (er konnte meinen Namen nicht richtig aussprechen *lächel*), don't you want to visit us in Bolton, when we are back from Grandma. My mum can give you the adress and our phone number." Ich wusste im ersten Augenblick gar nicht, was ich antworten sollte, ich sah sie an, sie lächelte und wurde ganz zart rot. Ich lächelte zurück und sagte: "I would be glad to see you again." Sie holte einen Stift aus ihrer Tasche, schrieb ihren Namen auf einen Zettel, ihre Handynummer, ihre "normale" Telefonnummer, ihre Adresse und machte darunter drei ominöse Zeichen: "xxx"! Dann an der Gepäckausgabe in Hahn: Völlig panisch durchsuchte ich meine Jackentaschen, meine Jeans, alles wo nur der verdammte Zettel sein könnte, aber ich fand ihn nicht. Ich hatte ihn wohl vor lauter Rennerei irgendwo verloren. :o( Es ist wirklich sehr schade, dass mir bei den besten Frauen immer so ein Unsinn passiert, aber das Schicksal will es wohl so :o/
Auf jeden Fall bestätigte mich diese Geschichte, dass man zum Flughafen immer einige Stunden vorher fahren sollte, zumindest im Ausland, wenn man keinen Bus von einem Reiseveranstalter bekommt. Und das zweite: Telefonnummern von Frauen werde ab jetzt immer sofort ins Handy eingespeichert, da verliere ich sie zumindest nicht so schnell.

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