Heute will ich Euch von meinem interessantesten Urlaubstag, aber auch der schrecklichsten Urlaubsnacht erzählen.
Es war 1992 da fuhren wir, Mama, Papa, Bruder und ich, für 3 Wochen nach Florida. Nach 3 Tagen in Fort Lauderdale, sind wir nach Miami und haben uns ein Wohnmobil gemietet und sind 2 Wochen durch Florida gefahren. Nach 3 Tagen in sämtlichen Disneyland Parks, in Petersburg am Golf von Mexiko und einigen anderen tollen Orten, sind wir in die Everglades gefahren. Zunächst fuhren wir an einen Aussichtsturm, mitten in den Sümpfen. Dort sahen wir schon einige Alligatoren am Ufer in der Sonne rumliegen und einige auch im Wasser. Wir sahen viele verschiedene Bootshäuser, eine Alligatorfarm und diverse Reiseführerhäuschen auf unserem Weg ins Zentrum der Everglades, dem Zeltplatz. Dort war in der Nähe auch ein Naturpark, in dem wir viele Papageien, Echsen und auch kleiner und größere Insekten beobachten konnten. Die Spinnen, Schlangen und Käfer waren schon interessant und es war besser als im Zoo :o)
Wir mussten dann auf dem Campingplatz übernachten, was dort relativ günstig ist. Wir suchten uns mit unserem Wohnmobil einen schönen Stellplatz unter einer Baumgruppe mit einem Tisch und einigen Bänken davor. Wir aßen dort gemütlich, es war inzwischen 18 Uhr und es wurde dort immer um 19.30 Uhr dunkel, nachdem eine halbe Stunde zuvor jeden Abend ein tropischer Regenguss auf die Erde niederplatschte. Wir genossen unser zugegebenermaßen nicht ganz reichhaltiges Mahl im Schutz der Bäume und hörten viele Vögel zwitschern und einige unheimliche Geräusche. Ein seltsames Knurren und vorallem vielfältiges Geraschel im Baum über uns und den Sträuchern um uns herum. Nach dem Essen verzogen wir uns in unser Wohnmobil und spielten noch gemeinsam MauMau. Als wir dann früh schlafen wollten und das Licht löschten, wir waren schließlich fast 8 Stunden gefahren an diesem Tag, hörten wir auf einmal ein lautes Rascheln und brummeln vor unserer Tür. Nachdem das 15 Minuten so weiter ging, habe ich das Licht angemacht, um zu schauen, was da draußen vor sich ging. Ich erschrak, als ich dieses graue Fellbündel auf der Bank sitzen sah, auf der wir vor kurzem noch saßen und in akrobatischer Weise hangelte es sich zu dem Mülleimer, der noch knapp in seiner Reichweite war. Als alle neben mir standen und wir den enttäuschten Gesichtsausdruck des kleinen Waschbären sahen, weil nichts essbares oben auf dem Mülleimer war, sondern nur Papier, entschlossen wir uns, ihm etwas von unserem Essen zu geben. Er war ganz wild auf das trockene Brot, das restliche Gemüse und den Joghurt. Mein Papa und ich sind sogar raus und er nahm das Essen aus unseren Händen in seine Pfoten und setzte sich dann immer auf den Tisch, um in Ruhe zu speisen. Als letztes bekam er einen Apfel, der ihm sehr geschmeckt hat. Nach dem Apfel war er satt. Er setzte sich auf den Tisch, leckte seine Pfoten ab, rieb sich sein Bäuchlein und grummelte ganz süß vor sich hin, um sich bei uns zu bedanken. Mein Bruder rief ganz laut: "Tschüss, Rascal" (die Fernsehserie, ihr wisst?), da drehte er sich um, hob seine Pfote und winkte ihm zu. Danach verschwand er im nächsten Busch und hat sicher super gut geschlafen, nach diesem ausgiebigen Mahl.
Wir wollten auch ins Bett, weil wir hundemüde waren und versuchten zu schlafen. Leider war dies unmöglich, da die Fliegennetze an unserem Wohnmobil entweder nicht dicht genug waren für die vielen Moskitos, oder die Moskitos einfach zu klein, um von den Netzen aufgehalten zu werden. Nach einem ewigen Rumgewälze, diversen Um-sich-Schlagereien und einer kurzen Nacht, entschlossen wir uns um 5 Uhr weiter zu fahren. Wir zählten unsere Stiche: Mama hatte nur 15, mein Bruder ca. 20, ich 34 und mein Dad war Rekordhalter mit über 45 Stichen. Wir fuhren los ohne was zu frühstücken und beschlossen, das irgendwo am Wegesrand einzunehmen, wo wir von den Moskitos verschont waren. Wir waren doch enttäuscht, dass wir keinen Alligator von nahem sahen, als wir an einem Bootsanlegeplatz frühstückten. Mein Dad stieg dann aus, um frische Luft einzuatmen und ging sehr nah ans Wasser. Er drehte sich um deutete mit der Hand aufs Wasser und sagte irgend etwas. Wir haben es nicht verstanden, weil die Tür geschlossen war und so kam er zu uns und öffnete die Tür. In dem Moment tauchte blitzschnell ein ca. 3m großer Alligator aus dem Wasser auf und war sekundenschnelle genau dort, wo mein Vater gerade noch gestanden hat. Man sah keine Welle, keine Wasserbewegung, nichts als das Reptil unter Wasser gleitete. Meine Mutter bekam fast einen Herzinfarkt, nachdem sie sich der Gefahr bewusst wurde. Auch an Land war der Alligator schneller unterwegs, als man gemeinhin so denkt. Wir beobachteten den Alligator dann noch eine Viertelstunde so lange er vor unserem Wohnmobil im Scheinwerferlicht saß und darauf wartete bis sich ein leichtsinniger Mensch wieder nach draußen wagte (Was wir natürlich nicht taten).
Seit diesem Zeitpunkt nehme ich alle Hinweisschilder in freier Wildbahn ernst, egal wie unwahrscheinlich es scheinen mag, dass etwas passiert.
1. Februar 2007
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