Heute will ich Euch wieder mal eine Anekdote aus der Tankstelle erzählen. Wie ihr Euch sicher vorstellen könnt, sind da einige Menschen, die man nicht unbedingt immer sehen möchte und froh ist, wenn man sie nicht sieht. Aber es gibt auch tolle Begegnungen und von so einer möchte ich Euch heute erzählen: :o)
Nun es war eines abends, als ich unter der Woche gearbeitet habe. Wir liegen zwar an einer Hauptverkehrsstraße, aber dennoch ist nachts unter der Woche zumeist sehr wenig los und man hat seine Ruhe. Ich kann ohne Eile alle meine Aufgaben erledigen und meinen Zeitplan so einteilen, dass ich min den Pausen noch Zeit habe zum Lesen, oder CD hören. Hörspiele zumeist, oder wie letzte Nacht, die Jupiter Jones CDs.
Jedenfalls liegen in unserer Nähe auch einige große Firmen, direkt gegenüber liegt ein großes Werk von John Deere, bei dem einige meiner Kumpels auch arbeiten. Diese Firma baut Mähdrescher und Mähmaschinen für ganz Europa. Dementsprechend kommen viele ausländische LKW Fahrer zu uns an die Tankstelle zum essen, pinkeln, Feierabendbier kaufen, Morgenkaffee trinken und dergleichen. Es ist immer toll sich mit den Leuten zu unterhalten, sie haben oft tolle Geschichten zu erzählen. So war es auch in jener besagten Nacht. Ein Mann mittleren Alters kam herein und fragte nach Kaffee.Ich fragte ihn, woher er denn käme und er sagte, dass er aus Portugal komme und auf einen Bekannten warte, der bei Terex (auch eine dieser besagten Firmen in unserer Nähe. Die werden bei uns demnächst wieder den neuesten weltgrößten Kran zur Probe aufstellen). Ok, ihr stellt Euch das nun total unspektakulär vor, aber ich muss Euch sagen, dass ich fließend englisch spreche (welch Wunder, wenn ich es doch studiere ;o) und ein wenig spanisch und französisch, obwohl ich dieses Fach n der Schule hasste, denn sonst würde ich es sicher auch fließend sprechen. Der gute Mann sprach nun aber nur leidlich englisch, allerdings fließend französisch und spanisch. So unterhielten wir uns also in dem sonderbarsten Mix, den man sich so vorstellen kann: Einem Mix aus englisch, wenig spanisch, französisch und deutsch, meinerseits, Einem Mix aus französisch, spanisch, portugiesisch und einigen Wörtern in deutsch, seinerseits. Ich erfuhr, dass er lange in Luxemburg gearbeitet hatte und es dort viele Portugiesen gibt (Ok, das wusste ich schon, da ich dort öfters hinfahre). Er war auch in Frankreich und sagte, dass er dort nur ungute Erfahrungen gemacht hat, da die Franzosen nicht zum Arbeiten geboren sind, wie er sich ausdrückte. Nun wird er also bei Terex anfangen, da er dort in einem halben Monat mehr verdient, als in Portugal in einem ganzen (ca. 650€). Er ist gelernter Schweißer und muss seine Frau und sich ernähren, daher entschloss er sich vor 10 Jahren im Ausland zu arbeiten. Er sieht seine Frau seitdem nur 3-4mal im Jahr und seine Tochter und seinen Sohn, die beide in der Schweiz arbeiten, nur 1-2mal. Ich wusste nun nicht, ob er mir Leid tun sollte, oder ob ich ihn für seine Courage bewundern sollte. Jedenfalls unterhielten wir uns so über dies und das etwa 3 Stunden lang. Ich kam mit meinem Zeitplan nicht hin und musste mich mit allem beeilen, aber das machte mirnichts aus. Ich denke seitdem öfters an Jorge, an seine Geschichte, seine Ziele, seinen Ehrgeiz. Ich glaube daran können sich einige ein Beispiel nehmen, auch ich. Andererseits denke ich dann auch, dass es wohl immer mehr solcher Menschen gibt, die ihre Familie verlassen (müssen), damit sie genug Geld verdienen um diese zu ernähren. Das ist wohl ein Phänomen unserer Zeit.
Wie denkt ihr darüber? Kennt ihr Menschen, die als Ausländer im Ausland wohnen und arbeiten?
P.S.: Mir würde es persönlich auch nichts ausmachen ins Ausland zu gehen. Solange ich keine Familie habe, auch sofort, aber dann würde die Entscheidung schon wesentlich schwieriger...
21. September 2007
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